Mit so einem Erfolg ihrer gemeinsamen Aktion hatten weder die Bäckermeister noch das Prinzen-Paar oder das Stadtradio gerechnet: An den närrischen Tagen wurden 14.500 „Gladbacher Berliner“ verkauft.

Foto: Isabella Raupold – v. l. n. r.: Heinz-Peter Schiffer (Bäckermeister), Michael Klütsch (Bäckermeister), Stefan Bresser (Geschäftsführer Kreishandwerkerschaft), Jutta Eßer-Klütsch (Bäckerei Klütsch), Thorsten Neumann (Prinz Niersius Thorsten), Alwin Weschmann (Bäckermeister), Philipp Braun (Promotor und Moderator Radio 90,1), Axel Ladleif (Prinz Axel I.), Bernd Verfürth (Bäckermeister), Geertje Riethmacher (Obermeisterin Bäcker-Innung), Axel Bähren (Bäckermeister), Nadine Hommers-Sala und Mustafa Sala (beide Josef Hommers GmbH mit einem Spitzenwert von 4.700 verkauften „Gladbachern“)

 

Üblicherweise ist am Aschermittwoch alles vorbei, aber nicht so dieses Jahr in Mönchengladbach. Zu symbolischer Stunde, am 11. März um 11 Uhr, zogen die Partner der jecken Aktion „Wir backen uns einen Gladbacher“ Bilanz: Ihre Idee, zu Karneval eine eigene Kreation des beliebten Berliner Ballens in den inhabergeführten Backstuben der Stadt produzieren zu lassen, erwies sich als sensationeller Erfolg und regelrechter Kassenschlager. Insgesamt 14.494 Stück des Frittiergebäcks wurden zwischen dem 12. und dem 25. Februar verkauft. Mit 30 Cent pro Ballen unterstützte jeder Süßschnabel den Bau der neuen Wagenhalle des Mönchengladbacher Karnevalsverbands. Die Bäcker-Innung rundete die Spende am Ende zur vollen Summe von 4.500 Euro auf.

 

Der Weg von der Idee zum Erfolg

Väter der Idee waren Axel Ladleif und Thorsten Neumann, das amtierende Gladbacher Prinzen-Paar Axel I. und Niersius Thorsten. Berliner Ballen gehören in der Hochphase des Karnevals zu den Grundnahrungsmitteln des närrischen Volks, wussten sie. Und sie waren sich sicher: Wenn jeder für einen kleinen Beitrag zum heimischen Brauchtum auch noch etwas Leckeres zurückbekommt, kennt die Spendenbereitschaft in Mönchengladbach kaum Grenzen. Davon ließ sich auch Moderator Philipp Braun von Radio 90,1 schnell überzeugen. Gemeinsam holten sie noch die Meisterbetriebe der Mönchengladbacher Bäcker-Innung ins Boot, weil die Spezialität dort produziert werden sollte, wo Qualität und Handwerkskunst besonders hoch gehalten werden. Obermeisterin Geertje Riethmacher war sofort bereit, versprach diese Idee doch jede Menge Aufmerksamkeit für das zunehmend in den Schatten von Ketten rückende traditionsreiche Bäcker-Handwerk.

 

Eine Aktion für die ganze Stadt

Prinz Niersius Thorsten alias Thorsten Neumann, der neben seiner karnevalistischen Berufung mit Leidenschaft dem Beruf des Küchenchefs der NOI-Gastronomie nachgeht, kreierte daraufhin sieben verschiedene Füllungen für den „Gladbacher Berliner“, die es alle so bisher noch nicht gab. Dann war „gelebte Demokratie“ gefragt, wie es Stefan Bresser, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach, ausdrückte: Vom 22. bis zum 30. Januar konnten die Hörer von Radio 90,1 auf der Webseite des Stadtsenders abstimmen, was in den süßen Ballen rein soll. Die Bandbreite reichte von Aprikose-Nougat bis Kirsche-Zimt. Die Abstimmung schloss mit insgesamt 1.330 abgegebenen Stimmen. Als eindeutiger Favorit setzte sich mit 34 Prozent die Füllung „Vanillepudding mit gebrannter Mandel“ durch.

 

Überwältigende Nachfrage ab Tag 1

Was dann kam, „war der Wahnsinn“, resümierte das Prinzen-Paar am 11. März beim Pressetermin zur Spendenübergabe im Mönchengladbacher Haus des Handwerks. Guten Gewissens hatten sie eine „gewaltige Menge“ der Wunsch-Füllung produziert, und dann war die neue Karnevalsspezialität bereits am ersten Aktionstag um neun Uhr morgens ausverkauft. Bei Radio 90,1 liefen die Leitungen heiß, auf Facebook drehte sich alles nur noch um die Frage: „Wo bekomme ich noch einen ‚Gladbacher‘ her?“ Das Prinzen-Paar erlebte es unter anderem bei seinem Besuch in einer Korschenbroicher Senioren-Einrichtung: Dort war extra ein Mitarbeiter ausgesandt worden, um für die Bewirtung mit den originalen „Prinzen-Ballen“ aus Mönchengladbach zu sorgen.

 

Herausforderung für alle Beteiligten

Auch Jutta Eßer-Klütsch und Michael Klütsch, Inhaber der Bäckerei Klütsch am Steinberg, standen voll unter Strom. Sie hatten neben dem Backen zusätzlich die Aufgabe übernommen, die Füllung an ihre Bäcker-Kollegen zu verteilen und für Nachschub zu sorgen. Nach nur vier Tagen war der für die gesamte Aktion geplante Vorrat aufgebraucht. Da musste das Prinzen-Paar, das zu diesem Zeitpunkt bereits bis zu 15 Auftritte täglich zu absolvieren hatte, noch einmal ran. Am Abend eines bereits langen Tages stellte es sich zusammen mit Freunden, darunter Prinz und Prinzessin der vorangegangenen Session, noch einmal in die Küche und produzierte eine weitere Charge der begehrten Füllung.

 

Bilanz: eine Win-Win-Win-Situation

So gelang es, am Ende annähernd 14.500 „Gladbacher“ aus den heimischen Backstuben unters Gladbacher Volk zu bringen. Es hätten sogar noch mehr sein können, aber schon das waren deutlich mehr Berliner, als in den Vorjahren über die Verkaufstresen der Innungsbäcker gingen. Profitiert haben davon alle: Radio 90,1 mit großem Zuspruch seiner Hörerschaft, das Prinzen-Paar mit einem tüchtigen Zuwachs seiner Unterstützung für den Bau der neuen Wagenhalle, womit der Fortbestand des Mönchengladbacher Veilchendienstagszugs gesichert ist, und nicht zuletzt das örtliche Bäckerhandwerk, das durch die Aktion viel Aufmerksamkeit für sich und seine qualitativ hochwertigen Produkte aus Meisterhand erzielen konnte.