Statement von Kreishandwerksmeister Frank Mund zur Änderung des Gebäudeenergiegesetzes

Langfristiger politischer Erfolg basiert auf dem Vertrauen in handelnde Personen und einem hohen Maß an Verlässlichkeit, vor allen Dingen im Hinblick auf Zukunftsentscheidungen. An diesem Prinzip muss sich auch die geplante Änderung des Gebäudeenergiegesetzes messen. Selten hat jedoch ein Gesetzentwurf für so viel Unruhe gesorgt, wie sie derzeit in allen Teilen der Bevölkerung erlebbar ist.

Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Menschen die Klimaziele unterstützen. Aber gerade dann, wenn es um die Betroffenheit Aller geht, ist die Antizipation der Konsequenzen von Entscheidungen die große Kunst erfolgreicher Politik.

Wir im Handwerk stehen für aktiven Klimaschutz, denn gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind wir diejenigen, die die technischen, durch die Politik definierten Anforderungen vor Ort umsetzen – und das alles in einer Zeit einer fehlgesteuerten Bildungslandschaft und des daraus resultierenden Fachkräftemangels.

Doch anstatt nach technischen Regeln definierte Planungsleistungen und energetische Sanierungen durchführen zu können, hat der aus der Hüfte geschossene Gesetzentwurf dazu geführt, dass unsere Betriebe von Kundenanfragen regelrecht überrollt und beispielsweise Gasthermen aktuell zum Verkaufsschlager werden.

Ein Gesetz, das für die nächsten Jahrzehnte die energetischen Weichen fundamental neu stellt, kann und darf nicht einzig anhand theoretischer Berechnungen einzelner Nichtfachleute auf den Weg gebracht werden. Dies erfordert vorab intensive Beratungen mit den Betroffenen – und vor allen Dingen auch mit dem umsetzenden Handwerk! Die Konsequenzen fehlender Konsultation erleben wir derzeit hautnah.

Daneben gilt es auch zu beachten, dass wir unseren gesellschaftlichen Wohlstand dem Industriestandort Deutschland und einer soliden handwerklichen Tradition zu verdanken haben. Das rasant anwachsende Importvolumen von Photovoltaik-Anlagen und Wärmepumpen wird ein weiterer ernstzunehmender Faktor bei der Deindustrialisierung Deutschlands.

Erfolgreich umgesetzt werden kann die energetische Sanierung daher nur dann, wenn alle Beteiligten „mitgenommen“ werden: die privaten Verbraucher bezüglich der Finanzierbarkeit, die Industrie bei der inländischen Produktion, die gewerblichen Verbraucher bezüglich der Energiealternativen und das Handwerk in Bezug auf Fachkräfte, verfügbare Komponenten und erfüllbare technische Normen.

Mit der hier beschriebenen Erfahrung erwarte ich zukünftig den ernsthaften ideologiefreien Dialog für eins unserer zentralen Zukunftsthemen mit dem Ziel der energetischen Erneuerung und der Sicherung unserer Wirtschaftskraft.

Freundlich grüßt

Ihr Frank Mund

Kreishandwerksmeister