Erwartungen des nordrhein-westfälischen Handwerks an den Landtag in der 18. Wahlperiode 2022 – 2027

Das nordrhein-westfälische Handwerk ist mit seinen 195.000 mittelständisch geprägten Betrieben, seinen 1,2 Millionen Beschäftigten und seinen 80.000 Auszubildenden ein starker und unverzichtbarer Partner für mehr Nachhaltigkeit, für bessere Bildung und für höheres Wachstum in Nordrhein-Westfalen. Das Land soll seine Zukunft selbstbewusst in die Hand nehmen und Impulsgeber für Reformen und Innovationen werden. Kurz und knapp kommt es dem Handwerk in Nordrhein-Westfalen auf folgende Punkte an:

  1. Nachhaltigkeit lässt sich nur mit dem Handwerk erreichen!
  • Das Handwerk muss in alle politischen Initiativen zur Klimapolitik, zur Mobilitätspolitik, zur Kreislaufwirtschaft oder zur Klimafolgenanpassung einbezogen werden, denn es kommt auf die konkrete Umsetzung der ambitionierten Ziele an.
  • Wir müssen in allen Sektoren auf wettbewerbliche Lösungen für Energie- und Klimatechnik setzen und Anschluss- und Benutzungszwänge für die Verbraucher vermeiden.
  • Der Grundsatz der Technologieoffenheit muss bei allen Vorgaben und Förderstrukturen beachtet werden.
  1. Wir müssen die Ausbildungsreife junger Menschen steigern!
  • Schulabgängerinnen und Schulabgänger müssen besser auf Ausbildung und Arbeitswelt vorbereitet werden – im Hinblick auf sprachliche Fähigkeiten, Medienkompetenz, mathematisch-technische Bildung und ökonomische Bildung.
  • Wir müssen eine ergebnisoffene und praxisnahe Berufliche Orientierung an allen Schulformen etablieren.
  • Wir müssen die systematische Berufliche Orientierung durch das Programm „Kein Abschluss ohne Anschluss“ ausbauen und stärken.
  1. Wir müssen die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung erreichen – zur Sicherung der Fachkräfte für morgen!
  • Die Duale Berufsbildung muss attraktiver werden und mehr Wertschätzung erfahren – zum Beispiel durch Veränderungen im öffentlichen Tarifrecht, beim Azubi-Ticket, beim Azubi-Wohnen sowie der Förderung der Aufstiegsfortbildung.
  • Die Bildungszentren des Handwerks müssen gesichert und gestärkt werden.
  • Wir brauchen eine kritische Evaluierung des Berufskollegsystems, damit die Berufskollegs als Partner und nicht als Konkurrent der dualen Ausbildung gestärkt werden.
  1. Wir müssen Innovation und Digitalisierung voranbringen!
  • Wir müssen überall im Land den Ausbau einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur vorantreiben.
  • Wir müssen in einer digitalisierten Wirtschaft faire Wettbewerbsbedingungen für Handwerk und Mittelstand sicherstellen.
  • Wir brauchen eine niedrigschwellige Digitalprämie für kleine Betriebe, damit auch diese den Anschluss an Zukunftstechnologien finden.
  1. Wir müssen neues Wachstum am Standort NRW ermöglichen!
  • Wir müssen Gewerbeflächen für das Handwerk sichern und bereitstellen!
  • Mobilitätspolitik muss dafür sorgen, dass auch der Wirtschaftsverkehr fließt – durch Modernisierung der Infrastruktur, durch Vernetzung der unterschiedlichen Verkehrsträger und durch Maßnahmen zur Verkehrsverflüssigung.
  • Wir müssen die Standortpolitik so ausrichten, dass Lieferketten kürzer, stabiler und flexibler werden 
  1. Wir müssen den Mittelstand stärken!
  • Mittelständische Unternehmen brauchen ein Belastungsmoratorium für Steuern, Abgaben und Auflagen aller Art.
  • Nordrhein-Westfalen muss den im Ländervergleich höchsten Hebesatz für die Grunderwerbsteuer spürbar reduzieren.
  • Wir müssen die wirtschaftliche Betätigung der Kommunen auf den Märkten des Handwerks wirksam beschränken. 
  1. Wir müssen Bürokratie vermeiden und reduzieren!
  • Die Entbürokratisierung des Landesrechts muss unter systematischer Einbindung der Clearingstelle Mittelstand fortgesetzt werden.
  • Wir müssen die Digitalisierung der Landesverwaltung vorantreiben, damit Dokumentationspflichten reduziert werden und Genehmigungsverfahren aller Art beschleunigt werden.
  • NRW braucht eine unbürokratische, flächenbezogene Lösung für die Erhebung der Grundsteuer.
  1. NRW muss stark und selbstbewusst in Brüssel und Berlin auftreten!
  • NRW muss die Interessen des Wirtschaftsstandorts insgesamt und insbesondere die Interessen der kleinen und mittleren Unternehmen konsequent in Brüssel vertreten.
  • NRW muss sich im Bund konsequent für ein attraktives und unkompliziertes Unternehmenssteuerrecht einsetzen.
  • NRW muss in der Europa- und Bundespolitik das Subsidiaritätsprinzip zur Stärkung dezentraler Einheiten verteidigen.

 

Der ausführliche Beschluss des NRW-Handwerksrats steht auf der Internetseite HANDWERK.NRW zum Download bereit.